„[Askar] trat ganz in die Fußstapfen Friso’s und verfolgte dessen Plan, sich einen Stand von Untergebenen und eine an seine Person gebundene Ritterschaft zu verschaffen. Sein ganzes Leben war dem Kampfe mit den Golen [Galliern] geweiht. Diese drangen zu der Zeit bereits über die Schelde und waren vor allem in Schottland mächtig. Es geht hieraus hervor, daß sie sich stets weiter nach Norden ausdehnten, oder — um den richtigen Ausdruck zu gebrauchen — daß sie stets weiter nach Norden gedrängt wurden. Sie waren namentlich genötigt, die Küsten des Mittelmeers den Römern preiszugeben, deren Abstammung von einem Vollblut-Finda-Volke aus Troja an dieser Stelle im Ura-Linda-Buch konstatiert wird. Die Punischen Kriege — ein langwieriger Kampf um den Besitz des Mittelmeers zwischen den römischen Findakindern und der Finda-Bastardrasse der phönizischen oder karthagischen Golen [Gallier] — hatten zur Folge, daß die phönizischen Golen [Gallier] aus Marseille und dem Süden Frankreichs vertrieben wurden und nun stets weiter nördlich das verlorene Terrain wieder zu gewinnen suchten, so daß sie damals, wie wir schon erwähnten, Fryas Land bis über die Schelde hinaus bedrohten.
Askar begann seine Unternehmungen mit einem Zuge nach Schottland unter dem schönen Vorwande, er wolle dort die stammverwandten Fryakinder, die teils aus Anhängern der Kaelta oder Kelten, teils aus nordwärts gewichenen Verbannten der Friesen bestanden — man wird sich erinnern, daß Britannien von Alters her der Verbannungsort der friesischen Verbrecher war, — von dem Joche der Golen erlösen. Das Unternehmen glückte. Der Anführer der Golen [Gallier], der zu Kerenaek (gekürte, auserwählte Ecke), der früheren Burg der Kaelta, seßhaft war, wurde gefangen genommen. Aber man sah, daß Askar bei diesem Zuge eine Nebenabsicht gehabt hatte; — er brachte sich eine Leibwache von 600 Schotten mit.
Hierauf gewann er die Völker an der Ostsee und in Deutschland, die Jüten, Dänen, Lithauer, Alemannen und Franken für seine Zwecke. Zwar waren alle diese Völker stark vermengt mit Magyaren-Blut und der Abgötterei und dem Aberglauben ergeben, hieran kehrte sich aber Askar nicht, denn er gehorchte nur der Stimme seiner Ehrsucht. Und als er diesen verderblichen Bündnissen damit die Krone aufsetzte, daß er Frethogunsta, die Tochter des Königs von Hals (Holstein) als seine Gemahlin heimführte, begann der Einfluß der Finda-Priester sich wieder wie vormals geltend zu machen. Die Prinzessin hatte in ihrem Gefolge einen Magy, und bald erhob sich zu Staveren eine heidnische Kirche, vor deren Götzenbildern, wie man sich erzählte, „Askar sich zur Nacht- und Unzeit mit seiner Frethogunsta beugte“.
Als nun einmal die argen Priester der Magyaren wieder festen Fuß in diesem Lande gefaßt hatten, war ihre weitere Ausbreitung nicht mehr zu verhindern. Askar trat zu ihnen je mehr und mehr in innige Beziehungen und wurde, wie sich von selbst versteht, bald das gefügige Werkzeug, um die Frya-Gebräuche allerwegen auszurotten. Unerwartet wurde die Burg auf Texland von holsteinischen Schiffen überfallen und in Asche gelegt. Dem letzten sich nicht nennenden Schreiber (vermutlich ein Sohn Bedens) an dem Buche kommt die Ehre zu, die Volksmutter Prontlik und die Magd Reintja gerettet und auf seiner nur auf Irrwegen zu erreichenden Zufluchts- oder Wehrburg mitten im Krylwalde, östlich von Ljudwerd verborgen gehalten zu haben.
Auch in anderer Hinsicht versündigte sich Askar schwer gegen Fryas Gebote. Weil er aus feinen Landsleuten mehr und mehr ein Volk von Kriegsleuten und Seeräubern machte, ruhte die Arbeit auf dem Felde, und es mußten fremde Hände kommen, um die Arbeit, die bei den Friesen in Mißachtung geriet, zu verrichten. Askar wählte das im Altertum gebräuchliche Mittel: er brachte eine Menge im Seeraube überwältigter phönizischer Sklaven ins Land, teils damit sie arbeiten sollten für Fryas Söhne, die es ruhmvoller zu finden begannen, aus dem Kriege einen Beruf zu machen, teils um sie auf der Flotte als Ruderer zu gebrauchen. Diese Versündigung gegen Fryas Gebot, das jeden, der einen andern seiner Freiheit beraubt, mit dem Tode bedrohte, blieb nicht ungestraft. Die Fremdlinge brachten eine ansteckende Seuche ins Land, die sich weithin verbreitete, so daß man sagte, Askar habe tausend mal mehr freie Menschen aus seinen Staaten entfernt, als schmutzige Sklaven hinein gebracht.
Endlich sollte der entscheidende Zug gegen die Golen [Gallier] in Belgien und Frankreich unternommen werden. Absprache war, daß die Franken, Alemannen und Thjoths Söhne (Deutsche? [siehe unten!]) mit einem mächtigen Heere über den Rhein setzen sollten, während Askar gleichzeitig über die Schelde einfallen wollte. Askar hatte den Bundesgenossen seinen Neffen Alrik zum Herzog (Heerführer) gegeben. Im Augenblicke der Ausführung aber wollte der König der Franken nicht unter der Oberleitung des Fremdlings stehen. Der Plan wurde verraten und an der Schelde wurde Askar von einer großen feindlichen Übermacht empfangen. Die Seinen ergriffen die Flucht, er selbst fiel in die Hände der Golen, wurde aber später wieder ausgeliefert, weil die Golen nicht ahnten, daß ihr Kriegsgefangener der König der Friesen war.
Hier bricht das Ura-Linda-Buch plötzlich und nun für immer ab. Seine letzten Worte machen einen traurigen Eindruck. Stolzer und stolzer fluteten Wogen von Magyaren über Fryas Land. Bei Egmuda (Egmont) ließen sie eine Kirche erbauen, „noch größer und reicher, als sie Askar zu Staveren baute“. So nehmen wir denn Abschied von den Fryakindern, während sie versunken sind in der tiefen Nacht der Priesterherrschaft und der Abgötterei, in einer Sklaverei, noch schwerer, als die vor der großen Flut von 305 [v. Chr.].“