»Ex oriente lux« ?
„Ja, es war allerdings etwas ganz Neues, daß Athen, daß Tyrus, daß Kreta, die Ionischen Inseln, und selbst die Ufer des Indus von den alten Friesen bewohnt gewesen sein sollen. Minos von Kreta ein gewisser Friese Minno, Wodan oder Odin ein Friesischer Seekönig, Minerva eine Burgmagd von Walcheren, beide in arglistiger Absicht von Fürsten und Priestern zu Gottheiten erhoben; Neptun niemand anders als ein mutiger friesischer Seefahrer, namens Neef Tünis …“
Doch ist das wirklich so unwirklich, wie es zunächst anmuten mag? Werfen wir doch einen Blick auf die ältesten Ausgrabungen, die für eine solche Hochkultur kennzeichnend sind. Hier zitieren wir den Geographiehistoriker Prof. Dr. Albert Herrmann:
„Zwar ist der Ursprung des Ackerbaus und der Haustierzucht noch in Dunkel gehüllt, aber es ist doch bedeutsam, daß der älteste Pflug – aus dem 4. Jahrtausend vor Chr. stammend – nicht in Mesopotamien, sondern in Ostfriesland ans Tageslicht trat, daß die erste Zähmung des Wildpferdes nicht in den Steppen der Mongolei, sondern an den Küsten der Nordsee erfolgte; ebenso ist der erste Streitwagen nicht in Mesopotamien, sondern wiederum an der Nordseeküste nachweisbar.“
Angesichts dieser Tatsachen wird uns langsam klar, daß das jahrtausendelang überlieferte Trugbild des »Ex oriente lux« (»Licht aus dem Osten«) nicht mehr haltbar ist:
„Ex oriente lux! Mit diesem Schlagwort hat man bisher alle höhere Kultur und Gesittung aus dem alten Orient ableiten wollen; Palästina, Ägypten und Babylonien gelten darum noch heute für manche als die Begründer der ältesten Kultur, die Phönizier als ihre ersten Vermittler zur europäischen Welt.“